2024 - Mega-Projekt in Wedtlenstedt.
Die wichtigsten Antworten zur neuen Schleuse
Von Bettina Stenftenagel
Wedtlenstedt. Die Bauarbeiten des 320-Millionen-Projekts laufen. Es geht darum, ein „Nadelöhr“ zu verbreitern. Die Bauarbeiten haben im Mai 2024 begonnen.
Die Auswirkungen auf die Bürger sind erheblich. Rund um die Arbeiten an der Wedtlenstedter Schleuse haben sich deshalb bei den Bürgern von Wedtlenstedt, Sonnenberg und Denstorf einige Fragen gesammelt. Der Sachbereichsleiter des Wasserstraßen-Neubauamts Hannover, Jürgen Saathoff, und sein Team beantworteten im Vechelder Bürgerzentrum. Der Fragerunde voraus gab Saathoff einen Überblick über das Bauprojekt: Die Wedtlenstedter Schleuse sei 1940 in Betrieb gegangen und müsse nun ersetzt werden. Dies gehe damit einher, die Schleuse für 110 Meter lange und 11,45 Meter breite Schiffe passierbar zu machen. Tiefer, breiter, leistungsfähiger soll der Wasserweg werden. Künftig soll der Hafen Salzgitter für Großmotorgüterschiffe, übergroße Großmotorgüterschiffe und Schubverbände mit Abladetiefen von 2,80 Meter erreichbar sein.
Schleuse Wedtlenstedt: Zurzeit noch ein Nadelöhr
Bislang sei die Wedtlenstedter Schleuse ein Nadelöhr. Der Ausbau sei eine politische Vorgabe. Es geht um die Verkehrswende. „Ein Schiff ersetzt 120 Lastwagen“, erklärte der Sachbereichsleiter. Beim Baubeginn im Mai hatte Eric Oehlmann, Leiter der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt, am Beispiel des Hafens Salzgitter-Beddingen diese Zahlen genannt: Pro Jahr würden hier rund 3 Millionen Gütertonnen umgeschlagen, transportiert von knapp 2500 Schiffen. Dies entspreche 400.000 Lkw-Ladungen. „Nicht auszudenken, wenn die alle zusätzlich auf die Straße kämen“, so der Behördenchef. „Die Ostkammer bleibt in Betrieb“, so Joachim Saathoff weiter. Sie wurde 1975–1976 an die Abmessungen von Großmotorgüterschiffen angepasst.
Schleuse Wedtlenstedt: Westkammer wird neu gebaut.
Die Westkammer werde neu gebaut, die alte Westkammer mit dem Baugruben-Aushub verfüllt. Der Stichkanal werde nur im Bereich der Schleuse verbreitert, in Richtung Denstorf hin um vier Meter, ansonsten aber nur vertieft. Die Fläche, auf der die neue Schleusenkammer entsteht, wurde bisher landwirtschaftlich genutzt.
190 Meter Länge, 12,50 Meter Breite, Fallhöhe 9,30 Meter, so die Maße der neuen Kammer. Die Baurube wird 14,5 Meter tief. „Es gibt keine Grundwasserabsenkung, wir arbeiten mit einem geschlossenen System“, erklärte er weiter. 34.000 Kubikmeter Beton und 5.500 Tonnen Betonstahl werden verarbeitet, 120.000 Kubikmeter Boden bewegt.
Schleuse Wedtlenstedt: Erste Spundwände gerammt
„Die ersten Spundwände sind gerammt, die Wege an der Schleuse und am Kanal gesperrt, eine Umleitungsstrecke ist eingerichtet“, nannte Saathoff den aktuellen Stand, den die Anwohner natürlich bereits kennen und viele Fragen dazu hatten. Die drehten sich in der Hauptsache um den Lkw- Verkehr zur Baustelle und die Wasserbauer bestätigten, was die Wedtlenstedter seit langem befürchten: Die Lastwagen werden über die L 475 zur Baustelle fahren.
Bedeutet das sechs Jahre LKW-Verkehr für Wedtlenstedt? Nein, so lange würden die Betonbauarbeiten nicht dauern, so Joachim Saathoff. „Einmal im Monat, ein bis zwei Tage“, präzisierte er nach dem Info-Abend auf Nachfrage. Mit den ersten Fahrten sei im kommenden Jahr zu rechnen, im Februar/März für Vorarbeiten, für den Schleusenbau dann im Herbst 2025. „Wir arbeiten mit Transportbeton“, erklärte Joachim Saathoff weiter. Von welchen Werken das Material angeliefert werde, stehe noch nicht fest. Das Mischwerk Wedtlenstedt sei auf jeden Fall eine Option, aber auch andere Werke.
Düker bei Denstorf ist fertiggestellt
Weitere Fragen drehten sich um das Naturschutzgebiet, die Teiche, die Böschung, den alten Baumbestand. „Das Naturschutzgebiet wird nicht angefasst“, erklärte der Sachbereichsleiter. Die Böschungen würden so hergerichtet, dass keine Gefahr für Wildtiere bestehe und auch der Denstorfer Baumbestand bleibe erhalten. Der Düker bei Denstorf ist fertiggestellt. „Die Fußwege sind ab Ende Oktober/ Anfang November wieder frei.“
Sonnenberger Brücke wird nicht angefasst
Ersetzt werden müsse die Brücke 489 in Salzgitter-Üfingen. Die Brücke bei Sonnenberg werde nicht angefasst, beantwortete Saathoff eine weitere Frage. Sie steht unter Denkmalschutz, wie auch die Portale und Unterhäupter der Schleusenanlage. Die Bauarbeiten seien mit dem Denkmalschutz abgesprochen, es habe keine Einwände gegeben. An der Erhaltung der von 1938 bis 1940 errichteten Schleusenanlage besteht aufgrund ihrer geschichtlichen und städtebaulichen Bedeutung ein öffentliches Interesse, heißt es im Denkmalatlas..
(Braunschweiger Zeitung, 09.09.2024)