In der Nacht hat es geregnet und auch jetztist es noch stark bewölkt. Die Temperaturen erinnern mich eher an den Herbst als an Mitte August.

Nach einem reichhaltigen Frühstück verlasse ich die Jugendherberge und begebe mich wieder auf den Pilgerweg, der direkt am Haus vorbeiführt. Immer der Weser folgend verlasse ich Hameln in Richtung Bodenwerder. Kaum bin ich wieder unterwegs fängt es an zu regnen. Doch nach ein paar Minuten hört es wieder auf. Dafür weht jetzt ein kühler und teilweise kräftiger Wind. Als gefühlte Jahreszeit würde ich apontan auf Herbst tippen, obwohl im August ja wohl Hochsommer angesagt sein sollte.

Der Pilgerweg folgt weiterhin dem Weserradweg. Das macht diese Teiletappe etwas ungemütlich. Die langen einsehbaren Strecken kommen mir endlos vor. Aber es geht weiter - Schritt für Schritt.

Schon aus der Ferne, kurz hinter Hameln, sieht man zwei riesige Bauwerke. Es sind die Kühltürme des Atomkraftwerks Grohnde. Sie beherrschen die Landschaft in diesem Flussabschnitt. Die Strecke zwischen Hameln und Bodenwerder ist nicht sehr abwechslungsreich. Viele Menschen sind an so einem Tag auch nicht unterwegs. So freue ich mich schon über das Interesse einer Schafherde bei Latferde an meiner Person.

   Weiter geht es immer an der Weser entlang in Richtung Bodenwerder. Nach zwei weiteren langgestreckten Flußbiegungen erreiche ich die Stadt des Lügenbarons. Der Pilgerweg führ an der Kirche in Kemnade vorbei, in der sich das Grab von Münchhausen befindet. Weiter geht es durch die Innenstadt von Bodenwerder. Hier stellt ein Brunnen die verschiedenen Lügengeschichten des Barons dar. Auch vor dem Rathaus steht ein Denkmal für den bekanntesten Bürger der Stadt.

Mein Ziel ist die Jugendherberge in Bodenwerder. Sie liegt am östlichen Ufer der Weser, am Weg in Richtung Königszinne. Das bedeutet für mich ein letztes Aufbäumen. Die STraße weist eine Steigung von 18° auf. Und das nach 28 Kilometer.
Nach einer einstündigen Ruhepause genehmige ich mir eine lange heiße Dusche. Es ist unterwegs sehr kühl gewesen und ich habe teilweise richtig gefroren. Nicht nur die kühlen Temperaturen von 14°C, auch der kalte Wind hat dazu beigetragen. Andererseits wären Sonnenschein und sommerliche Temperaturen fatal gewesen. Auf der gesamten Strecke zwischen Hameln und Bodenwerder gibt es keinen Sonnenschutz durch Bäume oder Sträucher.

Zum Abendessen steige ich nochmals nach Bodenwerder hinab und, nach einem leckeren griechischen Essen, auch wieder hinauf zur Jugendherberge. Müde und zufrieden lege ich mich ins Bett und schlafe geschlagene 11 Stunden.

Fazit: Langsam fängt die Sache an Spaß zu machen..